
Sechs Wochen musste ich in Epernay warten, bis die Verbindung ins Mittelmeer wieder geöffnet werden. Gleichgültig welchen Weg man wählen wollte, alle Kanäle in den Süden waren wegen Wassermangels geschlossen. Endlich war genug Regen gefallen, um, in meinem Fall, den Kanal zwischen der Champagne und Bourgogne Richtung Süden zu nehmen.
Mühsam ging es vorwärts
Der Kanal ist keine Strecke die ich nochmal fahren würde. Defekt anfällige, ferngesteuerte, automatische Schleusen, die nur durch den Einsatz "fliegender" Schleusenwärter, manchmal auch nach längerer Wartezeit, die Weiterfahrt ermöglichen. Grosse Strecken die völlig mit Wasserpflanzen zugewachsen sind, sodass es nur Meter für Meter langsam vorwärts ging. Manchmal blieb ich auch schlicht stecken und nur durch Rückwärtsfahren, konnte ich das Gewächs, dass sich am Schiff festhängte abschütten.
Verstopfte Kühlung
Ständig stieg die Temperatur des Motors, weil das Seewasser-Kühlsystem verstopfte. Ich musste es mit dem Mund ausblasen. Dazu öffnete ich den Wasserfilter und blies dem Seewassereinlass entgegen. Erst machte ich das mit einem einfachen Wasserschlauch und Papiertüchern zur Abdichtung. Später verwendete ich ein Rohr und ein Gummihäubchen aus dem Baumarkt.
Freunde auf dem Weg getroffen
Das Schöne allerdings war, dass ich Leidensgenossen aus Deutschland getroffen habe. Auch sie kämpften sich durch den Kanal. Die Zweite Woche fuhren wir gemeinsam durch die Schleusen. Tom und Sandra sind auf dem Weg auf die Balearen. Sie machen nun in Macon auf der Saone bis April Pause und lassen das Schiff stehen.
Die Saone
Endlich dann auf dem Fluss, der Saone! Breit, und in meine Richtung fliesend. Was für ein Tempo. Von 2,5 Knoten auf dem verdammten Kanal auf bis zu 8 Knoten auf dem Fluss. Ich werde in wenigen Tagen am Mittelmeer sein. Von Macon, wo ich mal 2 Tage Pause gemacht habe, um mich zu erholen und zu bunkern, sind es nur mehr 4 Tage. Mal sehen wo ich noch stehen bleibe. Aber weit ist es nicht mehr.
Frost in der Nacht, aber seit langem wieder Sonne am Morgen
Mit viel Küchenpapier und Lappen konnte ich den Wasserfilter abdichten und mit dem Schlauch die verstopfte Seewasser-Kühlleitung freiblasen. Später baute ich mir ein ordentliches Rohr um das zu machen, denn es war sehr häufig erforderlich.

Reif auf dem Boot. Die Plane, die ich über das Dach gespannt habe hält den Frost fern und die Bordheizung funktioniert tadellos. Manchmal raucht sie etwas, aber nur so lange bis sie warm ist. Deshalb schalte ich die Heizung meist 1 Stunde vor Ankunft ein und lüfte gut durch.

Ein Viadukt auf den letzten Kilometern des Kanales.

Ein Eisvogel sagt Hallo

Ich kreuze die Marne. Kurz hört es auf zu regnen.

So sollte der Tiefenmesser (Fishfinder) idealerweise aussehen.

So sieht er den grössten Teil der Strecke über den Kanal aus, wenn alles verwachsen ist. Dieses Bild bedeutete immer Gefahr für die Kühlung.

Ops .. nicht viel Platz im Kanal 😳.. Wünsche gute Weiterfahrt und besseres Wetter!
Hallo Alex. Herzlichen Dank für die Info. Gottseidank bist du bald im Mittelmeer. Wann bekommst du den Segelmasten. Wir wünschen dir eine gute und schöne Fahrt. Grüße Egon und Inge